Neuerscheinung: Surveillance Studies. Herausgegeben von Christoph Conrad und Sven Reichardt
18. April 2016
Themenheft der Zeitschrift Geschichte und Gesellschaft, 46, 1 (2016)
[D]ie Verknüpfung von einzelnen Datenbanken und Erfassungssystemen ist es, die die Qualität einer umfassenden und länderübergreifenden dataveillance erzeugen, vor der sich gegenwärtig viele Bürgerinnen und Bürger mehr fürchten als vor der Preisgabe von Einzelinformationen. Offenbar ist unsere Gegenwart von der Ausweitung und Dezentralisierung, Entgrenzung und Individualisierung von Überwachungen bedroht. In dieser präsentisch geführten Debatte […] sind Historikerinnen und Historiker aufgerufen, die gegenwärtigen Überwachungsverhältnisse in eine längerfristige historische Perspektive zu rücken. Dieses Themenheft möchte einen Beitrag zu dieser historischen Einordnung leisten.
[Im Heft werden] die Chancen und Einsichten skizziert, die aus einer Historisierung der Debatte zur gegenwärtigen Überwachungsgesellschaft erwachsen könnten. Neben der […] Forderung nach einer langfristigen historischen Einordnung der durch technologische Revolutionen ermöglichten Überwachungsformen wird für eine Perspektive plädiert, die staatliche und wirtschaftliche Formen der Überwachung in ihrer Verschränkung untersucht. Zunächst wird der hier zugrunde liegende Begriff der Überwachung vorgestellt.
Ein Überblick der geschichtswissenschaftlichen Überwachungsforschung zeigt den stark fragmentarischen Charakter der historischen Studien, gerade im Vergleich zum deutlich weiter entwickelten sozialwissenschaftlichen Forschungsfeld. [Die Beiträge dieses Heftes] liefern Einblicke in unterschiedliche Geschichten der Überwachung. Gemeinsam ist ihnen, dass sie ihren Blick nicht auf eine Geschichte der Geheimdienste oder ähnlicher staatlicher Institutionen verengen, sondern jeweils weitergreifend nach den Zusammenhängen von staatlicher und wirtschaftlicher Überwachung fragen. (Aus der Einleitung)
Mit Beiträgen von Sven Reichardt, Anton Tantner, Daniel Brückenhaus, Kerstin Brückweh, Sami Coll, David Gugerli und Hannes Mangold sowie Sabine Maasen und Barbara Sutter.
Prof. Dr. Christoph Conrad lehrt Zeitgeschichte an der Universität Genf.
Prof. Dr. Sven Reichardt lehrt Zeitgeschichte an der Universität Konstanz. Er ist maßgeblich beteiligter Wissenschaftler des Exzellenzclusters und Co-Leiter des Doktorandenkollegs „Europa in der globalisierten Welt“.